Lichturtikaria – die Sonnenallergie

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Zu den häufigeren physikalischen Urtikariaformen gehört die Lichturtikaria oder auch solare Urtikaria. In der Bevölkerung als „Sonnenallergie“ bezeichnet. Bei der Lichturtikaria entstehen die für die Urtikaria typischen Quaddeln und der Juckreiz nach Einwirkung von Licht, insbesondere Sonnenlicht. Frauen sind häufiger von der Lichturtikaria betroffen als Männer.

Die Lichturtikaria betrifft zumeist junge Menschen um das 30. Lebensjahr. Es gibt aber auch Fälle, in denen weitaus ältere Menschen noch an einer Lichturtikaria erkranken. Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt etwa vier bis sechs Jahre, in Einzelfällen sind aber auch Krankheitsdauern von mehreren Jahrzehnten beschrieben. Ein Fünftel der Betroffenen leiden gleichzeitig noch an einer anderen Form der Urtikaria, wie z.B. an einer Urticaria factitia oder einer Wärmeurtikaria.

Sekunden bis Minuten nach Einwirkung UVA, UVB oder sichtbarem Licht entstehen auf der Haut, die dem Licht ausgesetzt war, juckende Quaddeln. Selten entstehen die Quaddeln erst Stunden nach Sonnenbestrahlung. Die komplett lichtgeschützte Haut bleibt in aller Regel erscheinungsfrei. Leichte Kleidung jedoch hält UVA-Strahlen und sichtbares Licht oft nicht vollständig ab, so dass es vorkommen kann, dass die Lichturtikaria auch an „bedeckten“ Körperstellen auftritt.

Mittels Lichttestungen kann man herausfinden, ob Betroffene nur auf einen Teil des Lichtspektrums, d.h. nur auf Strahlung innerhalb eines bestimmten Wellenlängenbereichs empfindlich reagieren. Ungefähr 60 Prozent der Patienten mit Lichturtikaria vertragen sichtbares Licht nicht, etwa 30 Prozent reagieren nur auf die unsichtbare UVA–Strahlung (340–400 nm Wellenlänge), noch seltener ist eine Unverträglichkeit von UVB-Strahlung (280-320 nm).

Therapie

Die Diagnose einer Lichturtikaria wird durch eine genaue Lichttestung gestellt. Die Haut wird dabei mit Licht unterschiedlicher Wellenlängen bestrahlt, um den auslösenden Wellenlängenbereich festzustellen. Getestet wird mit einer sogenannten „Lichttreppe“ an normalerweise nicht sonnenbestrahlter Haut, zum Beispiel am Rücken oder am Gesäß.
Die Ursache bzw. der genaue Mechanismus, durch den es bei Lichturtikaria-Patienten nach Lichteinstrahlung zum Urtikariaschub kommt, ist noch ungeklärt. Daher gibt es zurzeit auch keine anerkannt wirksame Therapie.Man kann nur versuchen den Ausbruch der Urtikaria durch Lichtschutz zu verhindern oder die Symptome zu mildern.
Am einfachsten durch Sonnenschutzcremes mit einem hohen Lichtschutzfaktor und Breitbandfilter. Diese wirken nur bei Betroffenen, die auf ultraviolettes Licht reagieren, helfen aber wenig bei der durch sichtbares Licht ausgelösten Urtikaria.
Eine andere Möglichkeit die Symptome zu behandeln ist die Einnahme von Antihistaminika. Damit kann man meist nur eine Verbesserung der Lichttoleranz erreichen. Sehr lichtempfindliche Betroffene, die schon nach einigen Sekunden in der Sonne mit Urtikaria reagieren, profitieren nur wenig von dieser Therapie. Antihistaminika hemmen nur den Juckreiz und die Quaddelbildung, nicht aber die Rötung der Haut.
Eine Alternative ist eine Licht-Gewöhnungsbehandlung (Hardening). Sie ist zwar nebenwirkungsarm, jedoch aufwändig. Bei dieser Therapie werden zunächst nur Teile des Körpers, später der ganze Körper, mit Licht der individuellen Urtikaria-auslösenden Wellenlänge oder mit UVA-Licht bestrahlt (UVA-Hardening). Dadurch kann bei manchen Betroffenen bereits innerhalb weniger Tage eine gute Sonnentoleranz erreicht werden.