Laut einer im August 2022 von der Österreichischen Lungenunion (ÖLU) in Auftrag gegebenen Umfrage ist die österreichische Bevölkerung unsicher bei ihrer Einschätzung, wer zu den Risikogruppen bei einer COVID-19-Infektion gehört. Der Risikofaktor Alter wird mehrheitlich unterschätzt. Fast die Hälfte der Befragten weiß nicht, dass es für Risikopatient:innen zielgerichtete COVID-19-Therapien bei einer Infektion gibt, die das Risiko für einen schweren Verlauf reduzieren können. Eine groß angelegte Awareness-Kampagne der ÖLU wird dazu ab Mitte Oktober umfassend aufklären. Als ideelle Unterstützer konnten die Apotheker- und Ärztekammer sowie diverse medizinische Fachgesellschaften gewonnen werden.
Ziel der Umfrage war die Erhebung der Bekanntheit von Risikofaktoren für COVID-19-Erkrankungen sowie das Wissen über zielgerichtete COVID-19-Therapien. Auftraggeber ist die Österreichische Lungenunion (ÖLU), ein bundesweit aktiver Selbsthilfeverein für Menschen mit Atemwegserkrankungen, Hauterkrankungen und Allergien.
Durchgeführt wurde die Online-Befragung vom Institut MindTake im August 2022. Es wurde eine Brutto-Stichprobe von N = 1.000 gewählt. Die Netto-Stichprobe (Personen ab 30 Jahren) lag bei N = 827.
Wer ist Risikopatient:in?
Die Österreichische Lungenunion sieht es als ihre Aufgabe, speziell vulnerable Patient:innen zu schützen, indem umfassende Aufklärung der breiten Öffentlichkeit stattfindet. In diesem Sinne wird gezielte Bewusstseinsbildung zu den Risikofaktoren und Therapiemöglichkeiten umgesetzt. Mit 49,2 % der Nennungen in der offenen (ungestützten) Abfrage sind Lungenerkrankungen für die Umfrageteilnehmer:innen der bekannteste Risikofaktor, gefolgt von Herz- und Kreislauferkrankungen mit 38,6 % sowie Diabetes mit 30 %. Auch bei der geschlossenen (gestützten) Abfrage zeigt sich, dass Lungenerkrankungen am häufigsten genannt werden (79,3 %).
Weiters zählen Krebserkrankungen (71,9 %), Asthma bronchiale (68,6 %), Autoimmunerkrankungen (65,5 %) sowie Herzinsuffizienz (64,2 %) zu den am häufigsten genannten Risikofaktoren. Auffällig bei der Umfrage ist die Unterschätzung des Faktors Alter. Auf diesen Risikofaktor entfallen lediglich 10,7 % der Nennungen in der offenen (ungestützten) Abfrage. Bei Nennungen in der geschlossenen (gestützten) Abfrage wird dieser Risikofaktor mit 56,1 % genannt.
Wissen über zielgerichtete COVID-19-Therapien und raschen Therapiebeginn
Das Wissen, ob es für Risikopatient:innen spezielle Medikamente für eine COVID-19-Infektion gibt ist mangelhaft. 46,6 % der Befragten wussten gar nicht, dass es überhaupt COVID-19-Therapien gibt. Auch das Wissen über eine möglichst frühe Einnahme einer antiviralen COVID-19-Therapie zeigt große Lücken. 24,4 % der Teilnehmer:innen, welche bereits über zielgerichtete Therapien Bescheid wissen, würden abwarten, wie die Krankheit verläuft und Medikamente nicht frühzeitig einnehmen.
COVID-19 im Alter
Entsprechend der Angabe der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften ist Alter (über 60, eventuell über 55 Jahre – je nach zusätzlichem Risiko) ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Infektion. Das Bundesministerium für Gesundheit definiert Personengruppen, die nach bisherigen Erkenntnissen ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, folgendermaßen: Das Risiko einer schweren Erkrankung steigt ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Insbesondere ältere Menschen können, bedingt durch das weniger gut reagierende Immunsystem, nach einer Infektion schwerer erkranken (Immunseneszenz).
Entsprechend der Angaben der Statistik Austria (2022) gibt es in Österreich ca. 2,3 Millionen Personen über 60 Jahre. Diese Altersgruppe stellt damit die größte Risikogruppe bei einer COVID-19-Infektion dar. Dem Schutz vor einer Ansteckung mit COVID-19 sowie der Verringerung von schweren Verläufen aufgrund von Alter kommen daher große Bedeutung zu. Die Aufforderung zur COVID-19-Impfung, sowie die Aufklärung über zielgerichtete COVID-19-Therapien sind essenziell. Besonderes Augenmerk wird auf das Wissen über Risikofaktoren sowie auf den frühen Beginn mit zielgerichteten Therapien im Falle einer COVID-Infektion gelegt.
Quellen:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogruppen.html
https://statcube.at/statistik.at/ext/statcube/openinfopage?id=debevstandjbab2002