Urtikaria: Auslöser identifizieren und vermeiden

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Was kann der Patient tun?

Der wichtigste Schritt ist, die Auslöser zu identifizieren und die individuelle Reizschwelle festzustellen. Dann müssen die Auslöser möglichst vermieden werden. Führen Sie Ihr Tagebuch weiter, um den Verlauf der Erkrankung genau zu dokumentieren. Weniger Schübe oder ein Nachlassen der Schwere der Schübe, ist bereits ein Erfolg.

Bei manchen Formen der Urtikaria ist eine Gewöhnung, ähnlich wie die Hyposensibilisierung bei Allergikern, möglich. Zum Teil deswegen, weil die Mastzellen, wenn sie ihr Histamin ausgeschüttet haben, eine Weile brauchen, bis sie das nächste Mal aktiviert werden können. Manche Patienten nutzen das ganz bewusst aus.

So kann etwa ein tägliches kaltes (Arm-)Bad bei Kälteurtikaria die Symptome für den Rest des Tages verschwinden lassen oder zumindest mildern. Wer bei Stress mit Quaddeln reagiert, kann vor einer Stresssituation wie einer Prüfung oder einem Bewerbungsgespräch bewusst Quaddeln durch Reiben oder Druck auslösen, um dann in der Situation vom Juckreiz verschont zu bleiben. Aber bitte besprechen Sie solche Maßnahmen mit dem Arzt, denn die Reaktionen sind sehr unterschiedlich und niemand sollte das Risiko einer heftigen Reaktion eingehen, wenn nicht Hilfe bereit steht.

Stress ist übrigens sehr oft ein Auslöser oder Verstärker von Urtikaria. Freilich ist „vermeiden Sie Stress“ wesentlich leichter gesagt, als getan. Auch hier hilft Ihnen das Führen des Tagebuchs Urtikaria auslösende Stresssituationen herauszufinden. Das Erlernen von Entspannungstechniken oder autogenem Training kann helfen.

Vermeiden Sie die Einnahme von NSAR “nichtsteroidale Antirheumatika”. Hierzu gehören z.B. Acetylsalicylsäure (in Aspirin, Thomapyrin etc.), Diclofenac, Ibuprofen, Phenylbutazon. Diese Medikamente können schon bei einmaliger Einnahme einen Quaddelschub auslösen.

Meiden Sie vor allem hochprozentige alkoholische Getränke. Alkohol kann die Magenschleimhaut derart reizen, dass spezielle Enzyme des Magen-Darm-Traktes (Diaminoxidasen), die für den Abbau von Histamin benötigt werden, das mit der Nahrung aufgenommene Histamin nicht mehr ausreichend gut abbauen können.
Histamin wird dann über die Dünndarmschleimhaut ins Blut aufgenommen und kann Urtikaria Beschwerden auslösen. Durch Alkohol sind die Mastzellen, die Hauptauslöserzellen der Urtikaria, leichter aktivierbar.
Auch scharfe Gewürze können die Schleimhäute reizen und werden daher von Urtikaria-Patienten oft schlecht vertragen und sollten gemieden werden.

Was hilft gegen den Juckreiz?

Für die Betroffenen ist Juckreiz oft das größte Problem und verschlechtert die Lebensqualität enorm. Sie sollten Kratzen vermeiden, was leichter gesagt, als getan ist – „wie soll ich aufhören zu kratzen, wenn es doch so juckt“ sagte eine Patientin.

  • Halten Sie ihre Fingernägel ganz kurz geschnitten und streichen Sie mit der Oberseite der Hand über die juckende Stelle
  • Kühlen lindert den Juckreiz. Sie können Coolpacks, die Sie die Sie im Kühlschrank aufbewahren, verwenden aber auch eine kühle bis kalte Dusche kann sehr hilfreich sein. Wenn Sie an Kälteurtikaria leiden sollten Sie das natürlich bleiben lassen.
  • Eine halbe Tasse Bicarbonat (z.B.: Backpulver) ins kühle Badewasser einrühren und 10 min baden kann den Juckreiz lindern
  • Mit Essigwasser (1EL Essig auf 1 Liter Wasser) die haut abreiben kann vorübergehend Erleichterung bringen
  • Antihistaminhältige Cremen und Gels kombinieren die lokale antihistaminische mit einer kühlenden Wirkung
  • Eine 5% bis max. 10%ige Polidocanol Creme/Lotion, eventuell mit Harnstoffzusatz, kann recht effektiv den Juckreiz lindern
  • Der Einsatz von Zwiebel oder Topfen hilft kaum
  • Kortisonsalben haben keinen Einfluss auf den Juckreiz